Dienstag, 12. Juni 2012

Was Angeln mit Bewerben zu tun hat

Copyrights: Sven Bleckmann




Ich angle. Schon im Kindesalter begeisterte ich mich für die Natur, an die mich mein Vater schon früh heran führte. Er erklärte mir die Pflanzen- und Tierwelt, ging mit meinen beiden Brüdern und mir zum Pilze sammeln und eben zum Angeln.



Damals fing ich nicht viel, ließ mich aber nicht davon abbringen, von dem großen Fisch zu träumen. Ich kann nicht mehr nachzählen, wie oft ich mit leeren Händen da stand.

„Es gibt Angeltage – und es gibt Fangtage“ sagte mein Vater dann immer wissend.

Was mich ungemein beeindruckte und in mir immer wieder die Lust auf einen neuen Versuch weckte. Im Sport war es ähnlich. Zuhause wurde unter anderem viel Tischtennis gespielt, wir sind eine sportbegeisterte Familie. Wenn ich in einem Punktspiel verlor, wurde das nie überbewertet – im Gegenteil. Meine Mutter tröstete mich mit den Worten: „Du hast zwar das Spiel verloren, aber an Erfahrung hast Du gewonnen.“


Das übertrug ich auf meine Mitspieler. Der Erfolg stand sicherlich im Vordergrund. Das Ziel war zu gewinnen und freudestrahlend darüber zu jubeln. Die Niederlage gehört allerdings einfach dazu.
Haben Sie einmal darauf geachtet, dass im Profifußball der Spieler, den eine Flanke zum Tor nicht erreicht hat, trotzdem demonstrativ seinen Daumen zum Flankengeber hochhält? Als ob er sagen wollte: „Super, das war ein feiner Schuss…!“ Als Fußballfan habe ich mich oft gefragt, ob der keine Augen im Kopf hat, was für ein blinder Pass… bis mir irgendwann klar wurde: Anstatt zu schimpfen und sich zu ärgern, feuert er damit seinen Mitspieler und sich selbst an. „Diese Flanke war´s noch nicht, probier´s noch mal, die nächste kommt an, die bekomme ich!“ So bleibt das Spiel im Fluss und die Motivation ankert sich in der eigenen Mannschaft. Das Ziel: Den Blick nach vorne richten und besser machen als beim letzten Mal.


So ergeht es mir heute noch beim Angeln (und bei anderen Sportarten). Die Zeiten haben sich inzwischen geändert. Früher angelte ich mit einer uralten Rute und einer schwergängigen Rolle, die Haken waren stumpf und die Köder bestanden ausschließlich aus eigenhändig ausgegrabenen Regenwürmern. Der Erfolg blieb zumeist aus.


Bis ich merkte, dass das Equipment einiges ausmacht. Heute hat die Technik Einzug in den Angelsport gehalten. Die Angelgeschäfte sind inzwischen so groß wie mittelgroße Supermärkte. Für jeden Fisch gibt es eine eigene Angelrutensorte, eigene (Kunst-)Köder, Haken, Posen, Vorfächer, Schnüre, Rollen, usw. usw. Nicht immer ist alles sinnvoll, es steckt auch viel Profitdenken dahinter – und doch kam mit der Änderung meiner Angelausrüstung der so heiß ersehnte Erfolg.


Außerdem stellte ich immer mehr fest, dass die Fische ihren eigenen Gesetzen folgen. Es gibt bestimmte Beißstunden, meistens in den frühen Morgenstunden oder vor Anbruch der Dunkelheit, kurz vor einem Gewitter oder auch mal bei großer Windstärke. Dies folgt nicht sogleich erkennbaren Gesetzen, mit der Zeit erkenne ich aber Tendenzen, Vorlieben, Tricks. Plötzlich zog es öfter an meiner Angel, nachdem mein Wurm stundenlang keinerlei Interesse bei den Fischen geweckt hatte. Der Erfolg dieser Erkenntnis war zunächst, dass ich die Zeit besser einplante und mehr Fische fing und heute noch fange.


Fische wollen überlistet werden. Ob ich tatsächlich eine Karpfenangel benötige, um auch wirklich einen Karpfen zu fangen, bezweifle ich bis heute. Und doch ist es ein gutes Gefühl, mit einer hochwertigen Angel zu fischen. Inzwischen stellt sich also der Erfolg bei mir ein. So kann ich mit Stolz auf mehrere von mir persönlich gefangene Hechte, Aale, Karpfen und Welse zurückblicken. Jedes Mal ein echtes Erlebnis und Adrenalinkick zugleich..


Ohne das Verbessern meines Equipments, meiner Technik und der angepassten Strategie kommt der Erfolg nicht. Auf den Wurm greife ich immer noch mit mäßigem Fang zurück. Bei einer kreativeren Auswahl des Köders kommen allerdings mehr Bisse und Fangerlebnisse. In der Kombination mit der Wurfweite, der passenden Hakengröße und dem richtigen Zeitpunkt. All dies muss stimmen, damit der dicke Fisch an Land gezogen werden kann.


Was das alles mit Bewerben zu tun hat? Nun, im übertragenen Sinne geht es dem Bewerber ähnlich wie dem Angler. Um hier nur einige Beispiele zu nennen:
Oft gibt das Gewässer trotz einer ausgezeichneten Angelausrüstung nicht den gewünschten Fisch her. Ich muss den See öfter besuchen und unterschiedliche Uferstellen ausprobieren. Oft hilft tagelanges, geduldiges Anfüttern.


 Nicht jedes Unternehmen stellt zum gewünschten Zeitpunkt in der gewünschten Abteilung ein. Das bedeutet, Sie brauchen einen langen Atem. Es macht durchaus Sinn, sich öfter (in verschiedenen Abteilungen und sinnvollen Zeitabständen) zu bewerben.
Es muss der richtige Zeitpunkt, die richtige Technik und die richtige Strategie gefunden werden, um beim Angeln erfolgreich zu sein. Mit unterschiedlichen Ködern habe ich mehr Erfolg beim Fischfang.


 Der Bewerber benötigt professionelle Unterlagen, um Interesse beim Unternehmen zu wecken. Habe ich die treffende Bewerbungsart gewählt? Telefoniere ich vorher mit der Wunschfirma, um dann erst Taten folgen zu lassen? Kann ich mir dadurch Zeit sparen? Hat meine Bewerbungsmappe das „gewisse Etwas“? Kreativität ist gefragt, um sich von anderen abzuheben. Habe ich mich auf das Vorstellungsgespräch trefflich vorbereitet?
Zum Angeln brauche ich manchmal auch Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

„Das Glück bevorzugt den, der vorbereitet ist."

Wenn ich einen Fisch gefangen habe, muss ich ihn waidmännisch behandeln.
Einen kleineren, aber noch maßigen Fisch setze ich in den Setzkescher und warte auf den Größeren. Oft sind auch die kleineren Fisch echt lecker. Und: Ich angle weiter, denn da, wo die Kleinen sitzen, tummeln sich auch die Großen... und habe ich den am Haken, setze ich den Kleinen zurück. Manchmal setze ich den Kleinen auch ohne weiteres Anglerglück zurück.

 Einen Job, auf den Sie eine Zusage erhalten haben, gehen Sie mit der richtigen Motivation und Ihrem besten Wissen an. Finden Sie sich auch zeitweise mit Kompromissen (Kleinere Firma, weniger Gehalt, längere Fahrt, etc.) ab - Der Erfolg wird sich entwickeln! Allerdings brauche ich deshalb nicht jeden Job annehmen...


 Ziehen Sie sich warm an, auch bei nasskaltem Wetter mit Sturmböen lassen sich Fische fangen. Probieren Sie es einfach, auch in "stürmischen Zeiten" wie z.B. in einer Wirtschaftskrise sich bei diversen betroffenen Unternehmen zu bewerben. Es kommen auch wieder bessere Zeiten und dann haben Sie immer einen Grund, sich wieder bei der Firma zu melden, bei der Sie sich beworben haben.
Einfach Machen und EINFACH machen! Und nie die Geduld verlieren!

Fallen Ihnen noch mehr Beispiele ein?

Es grüßt Sie herzlich

Ihr Sven Bleckmann

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